Mathematische Grundlagen

Relation

Eine Relation ist nichts anderes als eine Teilmenge eines kartesischen Produkts.

Definition

Definition:  Seien A und B Mengen. Eine Teilmenge R ⊆ A × B heißt (zweistellige) Relation zwischen A und B. Gilt A = B, so heißt R Relation auf A.

Schreibweise:  Statt (a, b) ∈ R schreibt man im Allgemeinen a R b; statt des Buchstabens R verwendet man bei Relationen meist spezielle Symbole: = ,  ≤ ,  <  ,  ⊆ , ~ , ...

Beispiel:  Die folgende Mengen stellen die Kleiner- bzw. die Gleichheits­relation auf der Menge ℕ dar:

 <    =  { (1,2), (1,3), (2,3), (1,4) ... }  ⊆  ℕ × ℕ

=   =  { (1,1), (2,2), (3,3), (4,4) ... }  ⊆  ℕ × ℕ

Eigenschaften von Relationen

Definition:  Sei R eine Relation auf einer Menge A. Wenn für alle Elemente a, b, c  ∈  A jeweils das Folgende gilt, dann wird die Relation R bezeichnet als

reflexiv:(a, a) ∈ R
anti­symmetrisch:(a,b) ∈ R  ∧  (b, a) ∈ R  ⇒  a = b
transitiv:(a, b) ∈ R ∧ (b, c) ∈ R  ⇒  (a, c) ∈ R
symmetrisch:(a, b) ∈ R ⇔ (b, a) ∈ R
irreflexiv:(a, a) ∉ R
total:a ≠ b  ⇒  (a, b) ∈ R  ∨  (b, a) ∈ R

Beispiel:  Sei M die Menge aller Menschen. Die Relation verheiratet mit ("ist verheiratet mit") auf M ist symmetrisch (wenn a mit b verheiratet ist, dann ist auch b mit a verheiratet), irreflexiv (niemand ist mit sich selbst verheiratet), aber nicht total (es gibt unverheiratete Menschen).

Die Relation ~ ("hat dieselben Eltern wie") auf M ist reflexiv (jeder hat dieselben Eltern wie er selbst), symmetrisch (wenn a dieselben Eltern hat wie b, dann hat auch b dieselben Eltern wie a) und transitiv (wenn a dieselben Eltern hat wie b und b dieselben Eltern hat wie c, dann hat auch a dieselben Eltern wie c).

Die Relation eckig enthalten ("ist Vorfahre von") auf M ist anti­symmetrisch (wenn a Vorfahre von b ist und b Vorfahre von a ist, dann sind a und b gleich – die Aussage ist wahr, da die ersten beiden Bedingungen nie gleichzeitig eintreten können), transitiv (wenn a Vorfahre von b ist und b Vorfahre von c ist, dann ist a Vorfahre von c) und irreflexiv (niemand ist Vorfahre von sich selbst).

Eine (nichtleere) Relation kann nicht gleichzeitig reflexiv und irreflexiv sein. Aber es gibt Relationen, die weder reflexiv noch irreflexiv sind. Ebenso gibt es Relationen, die weder symmetrisch noch anti­symmetrisch sind, und Relationen, die gleichzeitig symmetrisch und anti­symmetrisch sind (siehe Beispiele unten). Insofern verhalten sich die Begriffe nicht komplementär zueinander. Wir können nicht folgern: Die Relation ist nicht symmetrisch, also ist sie anti­symmetrisch.

Beispiel:  Sei A = {1, 2, 3}. Die folgenden Mengen R1, R2 und R3 sind Relationen auf A, und es gilt

R1  =  { (1, 1), (1, 2) }   ist nicht reflexiv und nicht irreflexiv,

R2  =  { (1, 2), (2, 1), (1, 3) }   ist nicht symmetrisch und nicht anti­symmetrisch,

R3  =  { (2, 2), (3, 3) }   ist symmetrisch und anti­symmetrisch.

Ordnungs- und Äquivalenzrelation

Definition:  Eine Relation heißt Halbordnung, wenn sie reflexiv, anti­symmetrisch und transitiv ist.

Eine Relation heißt strenge Halbordnung, wenn sie irreflexiv und transitiv ist.1)

Eine Relation heißt lineare Ordnung oder totale Ordnung oder Ordnung, wenn sie Halbordnung ist und zusätzlich noch total ist.

Eine Relation heißt Äquivalenz­relation, wenn sie reflexiv, symmetrisch und transitiv ist.

Beispiel:  Die Relationen  ≤  und  |  ("teilt") auf ℕ sind Halb­ordnungen,  ≤  ist sogar totale Ordnung.

Die Relation   ≡ n ("ist kongruent modulo n", d.h. liefert bei ganzzahliger Division durch n denselben Rest) ist eine Äquivalenz­relation auf ℤ.

Die Relation eckig enthalten auf der Menge der Menschen M ist eine strenge Halbordnung. Die Relation ~ auf M ist eine Äquivalenz­relation.

Äquivalenz­relationen auf einer Menge A bewirken eine Klassen­einteilung von A, d.h. eine Zerlegung von A in paarweise disjunkte Mengen (Äquivalenz­klassen).

Die Äquivalenz­relation  ≡ 2 bewirkt eine Klassen­einteilung von ℤ in die geraden und die ungeraden Zahlen. Die Äquivalenz­klassen der Relation ~ auf der Menge der Menschen sind die Geschwister.

Operationen auf Relationen

Definition:  Das Produkt zweier Relationen R, T ⊆ A × A ist die Relation

RT   =   { (a, c)  |   ∃ b ∈ A :  (a, b) ∈ R  ∧  (b, c) ∈ T }

Potenzen einer Relation R ⊆ A × A sind wie folgt definiert:

R0   =   { (a, a) | a ∈ A }

Ri   =   Ri-1 R   für alle i ∈ ℕ

Definition:  Die transitive Hülle einer Relation R ist die Relation

R+   =    Vereinigungi ∈ IN  Ri    =    R  ∪  R2  ∪  R3  ∪  . . .

Die reflexive Hülle einer Relation R ist die Relation

R?   =   R0  ∪  R.

Die reflexive und transitive Hülle einer Relation R ist die Relation

R*   =    Vereinigungi ∈ IN0  Ri    =    R0  ∪  R+

Die Hülle einer Relation R bezüglich einer Eigenschaft ergibt sich, indem die fehlenden Elemente hinzu­genommen werden. D.h. die Hülle ist die kleinste Relation, die R umfasst und die betreffende Eigenschaft hat.

Aus einer strengen Halbordnung R lässt sich eine Halbordnung H machen, indem die reflexive Hülle H = R0 ∪ R gebildet wird. Umgekehrt ergibt sich die zu einer Halbordnung H gehörige strenge Halbordnung R, indem R = H \ H0 gebildet wird.

 

Definition:  Die inverse Relation von R ⊆ A × A ist die Relation

R -1   =   { (b, a)  |  (a, b) ∈ R }

Beispiel:  Sei M die Menge der Menschen und Elternteil von die Relation "ist Elternteil von" auf M. Die Relation Elternteil von-1 bedeutet dann "ist Kind von", die Relation Elternteil von2 bedeutet "ist Groß­eltern­teil von" und die Relation Elternteil von+ ist identisch mit der Relation eckig enthalten ("ist Elternteil oder Groß­eltern­teil oder Urgroß­eltern­teil oder ..., d.h. ist Vorfahre von").

Das Produkt der Relationen Elternteil von ("ist Elternteil von") und verheiratet mit ("ist verheiratet mit") ist die Relation Elternteil vonverheiratet mit. Zwei Menschen a und c stehen in der Relation Elternteil vonverheiratet mit, wenn es einen Menschen b gibt, sodass a Elternteil von b ist und b mit c verheiratet ist. Damit ist a Schwieger­mutter oder Schwieger­vater von c.

Aufgaben

Aufgabe 1:  Eine strenge Halbordnung ist irreflexiv und transitiv. Zeigen Sie, indem Sie die Definitionen dieser Eigen­schaften heranziehen, dass jede strenge Halbordnung anti­symmetrisch ist.

Aufgabe 2:  Offenbar gilt für eine Relation R auf einer Menge A

R ist reflexiv  ⇔  R0 ⊆ R

Charakterisieren Sie auf ähnliche Weise mithilfe von Ri:

  • R ist symmetrisch
  • R ist transitiv
  • R ist irreflexiv

Literatur

Die Mathematik, die Sie in der Informatik brauchen, finden Sie beispiels­weise in folgenden Büchern. Wenn Sie noch am Anfang stehen, ist empfehlens­wert:

[Lan 21]   H.W. Lang: Vorkurs Informatik für Dummies. Wiley (2021)

Lesen Sie zum Thema Relationen auch Kapitel 14 in meinem Buch Vorkurs Informatik für Dummies.

Buch

[Weitere Informationen]


1)  Der Begriff "strenge Halbordnung" ist etwas unglücklich, da er wie "Halbordnung, und zusätzlich noch streng" klingt. Tatsächlich ist aber eine strenge Halbordnung nicht reflexiv und daher keine Halbordnung im Sinne der obigen Definition, sondern eine "andere Art von Halbordnung".

 

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Created: 15.09.1997   Updated: 11.02.2023
Diese Webseiten sind während meiner Lehrtätigkeit an der Hochschule Flensburg entstanden