Mathematische Grundlagen

Teilbarkeit, Kongruenz modulo n

Teilbarkeit

Definition:  Seien a, d ∈ ℤ zwei ganze Zahlen. Die Zahl d teilt die Zahl a oder a ist durch d teilbar oder d ist Teiler von a, in Zeichen d | a, wenn a als ganzzahliges Vielfaches von d dargestellt werden kann:

d | a  ⇔   ∃ k ∈ ℤ :   k · d  =  a.

Beispiel:  Die Zahl 3 teilt die Zahl 12, denn es gilt 4·3 = 12. Die Zahl 12 ist also durch 3 teilbar. Gleicher­maßen teilt 3 die Zahlen 15, -12, 3 und auch 0.

Jede Zahl ist durch 1 teilbar. Jede Zahl ist durch sich selbst teilbar. Die 0 ist durch jede Zahl teilbar, auch durch 0. Außer der 0 ist keine Zahl durch 0 teilbar. Ist eine Zahl durch d teilbar, dann auch durch -d.

Satz:  Die Relation  |  ("teilt") in ℤ ist transitiv, d.h. für alle a, b, c ∈ ℤ gilt

a | b   ∧   b | c    ⇒    a | c.

Definition:  Die Teiler 1, -1, a und -a sind die trivialen Teiler von a. Die nicht­trivialen positiven Teiler von a werden auch Faktoren von a genannt.

Beispiel:  Die Zahl 20 hat die Faktoren 2, 4, 5 und 10. Die Zahl 7 hat keine Faktoren, sondern nur die trivialen Teiler ±1 und ±7.

 

Primzahlen

Definition:  Eine Zahl a ∈ ℕ, a > 1 heißt Primzahl, wenn sie nur triviale Teiler, d.h. keine Faktoren hat. Anderenfalls heißt sie zusammen­gesetzt.

Die 1 spielt eine Sonderrolle und ist weder Primzahl noch zusammen­gesetzt. Die ersten Primzahlen sind 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, ...

 

Größter gemeinsamer Teiler

Definition:  Seien a, b ∈ ℤ. Eine Zahl d ∈ ℤ ist ein gemeinsamer Teiler von a und b, wenn

d | a   und   d | b.

Die 1 ist stets gemeinsamer Teiler von beliebigen ganzen Zahlen.

Definition:  Seien a, b ∈ ℤ. Eine Zahl g ∈ ℤ heißt größter gemeinsamer Teiler von a und b, wenn für alle d ∈ ℤ gilt

d | a   ∧   d | b    ⇔    d | g,

d.h. alle gemeinsamen Teiler von a und b sind auch Teiler von g, und alle Teiler von g sind auch gemeinsame Teiler von a und b.1)

In ℤ ist der größte gemeinsame Teiler von zwei Zahlen bis auf das Vorzeichen eindeutig bestimmt. Eigentlich kann man deshalb nicht von dem größten gemeinsamen Teiler sprechen, denn mit g ist auch stets -g größter gemeinsamer Teiler. Eindeutig­keit wird erreicht, indem der nicht­negative größte gemeinsame Teiler als der größte gemeinsame Teiler angesehen wird.

Definition:  Die Funktion ggt : ℤ × ℤ → ℕ0 ist definiert durch

ggt(a, b) = g,

wobei g größter nicht­negativer gemeinsamer Teiler von a und b ist.

Beispiel:  Es gilt

ggt(12, 30) = 6

ggt(24, 8) = 8

ggt(14, 25) = 1

ggt(17, 32) = 1

Allgemein gilt für alle a ∈ ℤ:

ggt(0, a) = |a|

Insbesondere gilt

ggt(0, 0) = 0

Definition:  Zwei Zahlen a, b ∈ ℤ werden als teilerfremd bezeichnet, wenn ggt(a, b) = 1 ist.

Der größte gemeinsame Teiler von zwei nicht­negativen ganzen Zahlen lässt sich effizient mit dem euklidischen Algorithmus berechnen.

Kongruenz modulo n

Definition:  Sei n ∈ ℕ. Die Relation kongruent modulo n auf der Menge der ganzen Zahlen ℤ ist wie folgt definiert:

a ≡ b (mod n)  ⇔  n  |  a – b

für alle a, b ∈ ℤ.

Zwei Zahlen sind also kongruent (modulo n), wenn ihre Differenz durch n teilbar ist.

Beispiel:  Es gilt beispiels­weise:

17 ≡ 2  (mod 5),   2 ≡ 17  (mod 5),   6 ≡ 0  (mod 2),   -6 ≡ 8  (mod 2)

Dagegen gilt nicht: 17 ≡ -17 (mod 5), denn 17 – (-17) = 34, und 34 ist nicht durch 5 teilbar.

Satz:  Die Relation  ≡  (mod n) ist eine Kongruenz­relation, d.h. eine verknüpfungs­treue Äquivalenz­relation, denn es gilt für alle a, b, c, d ∈ ℤ

a ≡ b (mod n)   ∧   c ≡ d (mod n)    ⇒    a + c  ≡  b + d   (mod n)   sowie

a ≡ b (mod n)   ∧   c ≡ d (mod n)    ⇒    a · c  ≡  b · d   (mod n)

Definition:  Sei a ∈ ℤ, n ∈ ℕ. Die Operation mod ist wie folgt definiert:

a mod n  =  r  ⇔  a ≡ r  (mod n)   ∧   0 ≤ r < n

Es ist zu unter­scheiden zwischen der Operation mod n und der Relation  ≡  (mod n). Wenn a mod n = b ist, so ist zwar stets a ≡ b (mod n), umgekehrt jedoch nicht, denn z.B. ist 8 ≡ 6 (mod 2), aber 8 mod 2 ≠ 6.

Satz:  Zwei ganze Zahlen a und b sind kongruent modulo n, wenn sie bei ganzzahliger Division durch n denselben Rest ergeben:

a  ≡  b  (mod n)   ⇔   a mod n  =  b mod n

Bemerkung:  Die Relation  ≡  (mod n) ist eine Äquivalenz­relation. Eine Äquivalenz­relation bewirkt stets eine Klassen­einteilung der Grundmenge in Klassen äquivalenter Elemente. Die Äquivalenz­klassen der Relation  ≡ (mod n) enthalten jeweils diejenigen Zahlen, die bei Division durch n denselben Rest ergeben, sie heißen deshalb Restklassen. Die kleinste nicht­negative Zahl in jeder Restklasse ist Repräsentant der Restklasse.

Die Relation  ≡  (mod n) teilt ℤ in n Restklassen mit den Repräsentanten 0, 1, 2, ..., n-1 ein.

Beispiel:  Es sei n = 2. Die Relation  ≡  (mod 2) teilt ℤ in zwei Restklassen ein: die geraden und die ungeraden Zahlen. Repräsentant der geraden Zahlen ist die 0, Repräsentant der ungeraden Zahlen die 1.

Die Menge ℤn

Die Menge {0, 1, 2, ..., n-1} der Repräsentanten der Restklassen modulo n bildet die Menge ℤn.

Definition:  Sei n ∈ ℕ. Die Menge ℤn ist definiert als

n  =  {0, 1, 2, ..., n-1}

Definition:  Sei n ∈ ℕ. Auf der Menge ℤn werden Ver­knüpfungen +n (Addition modulo n) und ·n (Multi­plikation modulo n) wie folgt definiert:

a +n b   =   (a + b) mod n

a  ·n b   =   (a · b) mod n

Wenn aus dem Zusammenhang klar ist, dass modulo n gerechnet wird, schreiben wir einfach + und · statt +n und ·n.

Beispiel:  Sei n = 5. Es gilt

5  =  {0, 1, 2, 3, 4}

Modulo 5 gerechnet gilt beispiels­weise

3 + 4  =  2   und

3 · 3  =  4

Die Menge ℤn bildet mit den Ver­knüpfungen +n und ·n sowie 0 und 1 als neutralen Elementen einen Ring mit Eins und, wenn n eine Primzahl ist, sogar einen Körper.

Berechnungen modulo n

Da die Addition und die Multi­plikation verknüpfungs­treu bezüglich der Relation  ≡  (mod n) sind, können bei Additionen und Multi­plikationen modulo n beliebige Zwischen­ergebnisse modulo n reduziert werden, ohne dass sich am Ergebnis etwas ändert.

Beispiel:  Welcher Wochentag ist heute in drei Jahren und 40 Tagen? Wenn keine Schaltjahre zu berück­sichtigen sind, müssen wir ausgehend vom heutigen Wochentag um

(3·365 + 40) mod 7

Tage weiterzählen. Statt aber 3·365 + 40 zu berechnen, reduzieren wir bereits die Zwischen­ergebnisse modulo 7:

(3·365 + 40) mod 7   =   (3·(365 mod 7) + (40 mod 7)) mod 7

= (3·1 + 5) mod 7)   =   8 mod 7   =   1

Wenn also heute Mittwoch ist, so ist in drei Jahren und 40 Tagen Donnerstag.

 

Auch für Berechnungen modulo n gelten die Potenz­gesetze, d.h. für beliebige Zahlen a, x, y ∈ ℤ gilt:

ax+y   ≡   ax · ay   (mod n)    sowie

ax·y   ≡   (ax)y   (mod n)

 

Aber Achtung: Die Verknüpfungs­treue von  ≡  (mod n) erstreckt sich nicht auf den Exponenten. Der Exponent darf nicht modulo n reduziert werden. Addition, Subtraktion und Multi­plikation von Exponenten müssen in ℤ durchgeführt werden.

Beispiel:  Sei n = 5. Dann gilt beispiels­weise

3  ≡  128  ≡  27 ≢ 27 mod 5  ≡  22  ≡  4   (mod 5)

Ebenso gilt für das multi­plikativ inverse Element 2-1 der Zahl 2:

3  ≡  2-1 ≢ 2-1 mod 5  ≡  24  ≡  1   (mod 5)

Bei Berechnungen modulo n bedeutet die Schreibweise a-x also nicht, dass -x das modulo n additiv inverse Element von x ist, also n-x, sondern -x ist das additiv inverse Element von x in ℤ.

Später werden wir sehen, dass es dennoch möglich ist, den Exponenten zu reduzieren, aber nicht modulo n, sondern modulo φ(n). Hierbei ist φ die eulersche Phi-Funktion. Für alle n ∈ ℕ gibt φ(n) die Anzahl der Zahlen aus {0, ..., n-1} an, die teilerfremd zu n sind.

Beispiels­weise sind die Zahlen 1, 2, 3, 4 teilerfremd zu n = 5. Daher beträgt φ(5) = 4. Die obigen Gleichungen gehen auf, wenn die Exponenten modulo 4 reduziert werden.

 

Literatur

Die Mathematik, die Sie in der Informatik brauchen, finden Sie beispiels­weise in folgenden Büchern. Wenn Sie noch am Anfang stehen, ist empfehlens­wert:

[Lan 21]   H.W. Lang: Vorkurs Informatik für Dummies. Wiley (2021)

Lesen Sie zum Thema Teilbarkeit und Modulo-Rechnung auch Kapitel 17 in meinem Buch Vorkurs Informatik für Dummies.

Buch

[Weitere Informationen]


1)  Diese Definition verwendet nicht die Relation  >  ("größer"); sie gilt daher auch in anderen mathe­matischen Strukturen als ℤ, z.B. in Polynom­ringen. Außerdem gilt nach dieser Definition in natürlicher Weise ggt(0, 0) = 0.

 

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Created: 12.06.1999   Updated: 10.02.2023
Diese Webseiten sind während meiner Lehrtätigkeit an der Hochschule Flensburg entstanden